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Eine schöne Bescherung

Die Wilhelmshavener Freiwilligenagentur profitiert von der Weihnachtsspende des Energieversorgers vor Ort.

(Dieser Artikel ist in der Kundenzeitung „Havenlicht“ des Wilhelmshavener Energieversorgers GEW im Mai 2021 erschienen)

Unverhofft kommt oft. In diesem Fall eine Spende in Höhe von rund 2.800 Euro. Kay Wist, Leiter der Freiwilligenagentur Wilhelmshaven, ist somit erst einmal etwas sprachlos, als er den Anruf von der GEW Wilhelmshaven erhält: „Es passiert nicht häufig, dass wir Spenden erhalten. In der Regel ist es so, dass wir uns um Drittmittel selbst kümmern müssen. Deswegen sind wir umso dankbarer.“ Der 62-Jährige ist der Ehrenamtsbeauftragte der Gemeinnützigen Gesellschaft für Paritätische Sozialarbeit mbH (GPS) in Wilhelmshaven. Gleichzeitig gilt er als der Gründungsvater der Freiwilligenagentur. Bescheiden winkt der Diplom-Sozialpädagoge ab: Es geht ihm immer um die Sache, nicht um ihn persönlich.

Wertschätzung des Ehrenamts

Als er 2008 den Auftrag erhielt, verlässliche Strukturen für das Ehrenamt aufzubauen, sei das lediglich die Initialzündung gewesen, um die vielen guten Ideen, die es bereits gab, endlich unter einem Dach zu vereinen. „Im November 2011 haben wir dann unsere Freiwilligenagentur aus der Taufe gehoben“, freut sich Kay Wist. Inzwischen betreut er gemeinsam mit seiner Frau Ellen die Einrichtung in der Marktstraße 101.

„Freiwillig. Helfen.“ – nach diesem Grundsatz arbeitet die Institution. Ein Satz, der perfekt zu GEW Wilhelmshaven passt. Schließlich fördert der Energieversorger seit jeher das ehrenamtliche Engagement in seiner Heimatstadt. „Unabhängig von unseren laufenden

Sponsorentätigkeiten haben wir vor einiger Zeit beschlossen, keine Weihnachtspräsente mehr für unsere Geschäftspartner zu kaufen, sondern das gesparte Geld einer sozialen Einrichtung zur Verfügung zu stellen“, erläutert Lars von Glahn, Leiter Geschäftskundenvertrieb, die Aktion des Energieversorgers.

Nah am Menschen

Im vergangenen Jahr fiel die Wahl auf die Freiwilligenagentur.

Wofür die unerwartete Finanzspritze verwendet werden soll, wird derzeit überlegt: „Das entscheiden wir im Team.“ Was Kay Wist und seine Mitstreiter ausmacht, ist der erfrischende Mangel an Bürokratie. „Ehrenamt lebt von Präsenz“, findet der Sozialarbeiter. Daher ist die Geschäftsstelle in der Marktstraße ein offenes Haus. Ein Ort der kurzen Wege. Für jeden, der helfen will oder Hilfe sucht.

Wenn man so will, ist die GPS-Einrichtung die Schaltzentrale des bürgerschaftlichen Engagements an der Jade: „Aktuell haben wir knapp 150 aktiv vermittelte Ehrenamtliche.“ Und zwar generationsübergreifend. Die Jüngste ist 17 Jahre alt, die Älteste über 70.

Eine schöne Bescherung

Die Wilhelmshavener Freiwilligenagentur profitiert von der Weihnachtsspende des Energieversorgers vor Ort.

Möglichkeiten, sich zu einzubringen, sind vielfältig. Zum Beispiel im Projekt Ehrenamtliche Kulturbegleiter. Hier hat sich eine Gruppe zusammengefunden, die Menschen zu Veranstaltungen begleitet, wenn beispielsweise eine Witwe nicht auf den liebgewonnenen

Theaterbesuch zu zweit verzichten möchte. Andere stehen ihren Mitbürgern bei Behördengängen zur Seite. Sie bieten Unterstützung in Krisensituationen an: bei Problemen mit Formularen oder bei Sprachbarrieren.

Gute Geister

Die dritte tragende Säule der Freiwilligenagentur ist das Netzwerk Nachbarschaftshilfe. Eine Initiative, die einspringt, wenn Not am Mann ist. Und zwar bei allem, was im Alltag anfällt und Schwierigkeiten bereitet. Die Liste ist lang: Sie reicht von kleinen hand-

werklichen Tätigkeiten über Einkäufe bis zum Arztbesuch, den die Betroffenen nicht alleine machen wollen. Dieser unentgeltliche Service sorgt für ein Gefühl von Sicherheit. Denn im Notfall ist darauf Verlass, dass sich jemand kümmert. Unkompliziert, ohne großes Tamtam und viele Worte. Jemand wie Peter Dippel.

Die Freiwilligenagentur setzt seit ungefähr einem Jahr auch eine Corona-Hilfe ein. Hier können sich Menschen melden, die entweder direkt von Corona betroffen sind oder sich in Quarantäne befinden. Zu den Hilfeleistungen gehören Besorgungen erledigen oder mit dem Hund Gassi gehen. Darüber hinaus können sich Menschen melden, die durch die Einschränkung der sozialen Kontakte vereinsamen und sich Abhilfe bei der Agentur erhoffen – sei es nur einfach ein Gespräch.

Anfang 2018 meldete sich der 58-jährige Wahl-Wilhelmshavener spontan in der Marktstraße 101. Er wollte sich an seinem neuen Wohnort engagieren, wusste jedoch nicht wo und wie. „Wir haben dann geguckt, was zu ihm passt. Jeder soll schließlich das machen,

was ihm Spaß bereitet“, unterstreicht Kay Wist. Peter Dippel kam auf diese Weise zur Nachbarschaftshilfe. Einer seiner ersten Einsätze war bei einem älteren Herrn, der einen Schlaganfall erlitten hatte. Noch heute erinnert er sich gern daran: „Aus der Nachbarschaftshilfe hat sich eine Art Freundschaft entwickelt.“

Netzwerk der Hilfe

Unterstützung wird vielerorts gewünscht. Die Freiwilligenagentur schaut infolgedessen ganz genau hin, was in der Stadt benötigt wird. „Deshalb stellen wir auch die Verbindung zwischen unseren Ehrenamtlichen und anderen Einrichtungen her“, betont der Sozial-

arbeiter. Auf der Homepage – www.freiwilligenagentur-whv.de – befindet sich aus diesem Grund die Rubrik Engagementssuche. Ein Spiegelbild dessen, was sich die Gesellschaft momentan vermisst:

Besuchsdienste bei Demenzkranken, Verstärkung bei der Schuldnerberatung oder musikalische Begeisterung für den Aufbau eines Singkreises im Kindergarten.

Peter Dippel hat übrigens durch diese Vermittlung sogar beruflich einen neuen Weg eingeschlagen. „Zunächst habe ich ehrenamtlich bei der Wilhelmshavener Tafel gearbeitet. Das hat mir so viel Freude bereitet, dass ich sofort Ja gesagt habe, als man mir eine

Festanstellung angeboten hat“, erzählt der gebürtige Hesse, der sich längst an der Jade zu Hause fühlt. Dafür hat er eine ebenso einfache wie einleuchtende Erklärung: „Wer sich sozial engagiert, fasst schneller Wurzeln.“

GEW Havenlicht – 01/2021

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